Es ist unbestritten, dass die Schwyzer Wälder jung und artenreich sein müssen, um die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte zu überstehen. Adrian Kälin, Vizepräsident im Schwyzer Kantonalen Patentjägerverband (SKPJV), stört sich daran, dass der Wildbestand zum Sündenbock gemacht wird.
Ein Artikel von Frieda Suter des "March-Anzeiger" und "Höfner Volksblatt" (Originalartikel).
Dass der Schwyzer Wald unter mehreren Problemen leidet, ist unbestritten. Klima, tiefe Holzpreise und Verbissschäden sind Stichworte, wenn die ungenügende Verjüngung diskutiert wird. Aktuell sorgt ein Artikel dieser Zeitung vom 12. September mit dem Titel «Schutzwald krankt an zu viel Wild» für Unmut bei den Schwyzer Jägern. Darin wird festgestellt, dass die Verjüngung des Waldes zu wenig gelinge, weil Hirsche, Gämsen und Rehe durch Verbissschäden das Nachwachsen von jungen Bäumen einschränkten. «Die veröffentlichten Zahlen von Verbissschäden sind nicht aussagekräftig. Erhebungen des Amts für Wald und Natur erfolgten nur an Stellen, wo die Wintereinstände des Wildes sind und im Bereich der früheren Futterstände für das Rotwild. Diese Flächen machen nicht einmal ein Promille der Waldfläche im Kanton Schwyz aus», erklärt Adrian Kälin. Und: «Der SKPJV fordert schon seit Jahren, dass im ganzen Kanton Verbisserhebungen durchgeführt werden sollten». Man spreche
zwar davon, die Erhebungsweise zu ändern, doch geschehen sei bisher nichts.
Punktuelle Probleme
«Die Probleme des Waldes alleine dem Wild zuzuschieben, ist billig und nicht lösungsorientiert», betont Adrian Kälin. Er sieht die Situation differenzierter: Verbisse hätten sich nicht parallel mit der Zunahme des Rotwilds entwickelt und nicht jeder Verbiss sei ein Schaden. Er räumt ein, dass punktuelle Probleme da sind, vor allem bei der Tanne und nennt Parasiten, Pilzinfektionen und Mäusefrass bei Baumkeimlingen als Beispiele, die ebenfalls ein Teil des Puzzles sind. Als Vizepräsident des SKPJV und Mitglied der Jagdkommission hat Adrian Kälin die Erfahrung gemacht, dass nur ein gutes Einvernehmen zwischen Waldbesitzern, Landwirten und Jägern zu Problemlösungen führt. «Der grosse Teil der Landwirte und Waldbesitzer hat viel Verständnis für das Wild. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich», betont er. Örtliche Jagdvereine würden auch Hand bieten für Verbesserungen.
Als Beispiele nennt er, das an der Rigi- Nordlehne Wiesen gemäht werden und Hochsitze gebaut wurden. «Mit einigen Korporationen funktioniert die Zusammenarbeit bestens; bei anderen steht nach wie vor unser Angebot, zum Beispiel bei Verbissschutz oder anderem zu helfen».
Wildruhezonen fehlen
Was fehlt, sind aus Sicht des erfahrenen Jägers klar bezeichnete Wildruhezonen. «Der Kanton Schwyz ist der einzige Kanton mit grossflächiger Rotwildpopulation, der trotz der Vorgabe des Bundes keine geeigneten Ruhezonen ausgeschieden hat. Der Kantonsrat hat solche Wildruhezonen dreimal verhindert. Beim Waldgesetz, beim Raumplanungsgesetz und auch beim Jagdgesetz», zählt Adrian Kälin auf. Denn es ist erwiesen, dass Störungen des Wilds durch Freizeitaktivitäten, besonders im Winter, zu Schäden am Wald führen. Und er erklärt: «Leider werden noch zusätzliche Wege, wie auch Bikestrecken, vom Amt für Wald und Natur
grosszügig gefördert und bewilligt». «Der Kanton hat auch gegenüber dem Wild eine Verantwortung zu übernehmen. Das ist unter der aktuellen Führung im Umweltdepartement leider nicht wahrnehmbar», stellt Adrian Kälin fest. Als Jäger hätten er und seine rund 450 Kollegen die Pflicht, die Interessen des Wildes wahrzunehmen. Das geschehe durch die Sorge für angepasste Lebensräume und eine nachhaltige Jagd. Das habe sich nicht zuletzt im Kompromiss gezeigt, dieses Jahr noch mehr Rotwild und vor allem weibliche Tiere zu jagen, um die Population zu verkleinern. Denn: «Das Wild gehört der Allgemeinheit und ich bin überzeugt, dass auch der grösste Teil der Bevölkerung einen Wald mit Wildtieren will», fügt Adrian Kälin an.
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