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Schwyz: Idealer Lebensraum für den Wolf

Aktualisiert: 23. Mai 2022

Einmal im Jahr trifft sich die Jägerschaft im Kanton Schwyz zu einer Informationsveranstaltung. Der diesjährige Anlass vom 10. April 2022 in der Aula Stumpenmatt in Muotathal stand ganz im Zeichen der Rückkehr des Wolfes. Die Wildtierbiologin Kristina Vogt geht davon aus, dass sich der Wolf in den kommenden Jahren im Kanton Schwyz ausbreiten wird. Rudelbildungen sind nicht ausgeschlossen.



Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis ins Jahr 1970 galt der Wolf in der Schweiz als ausgestorben. Hauptgrund waren die Übernutzung der Wälder und Alpenweiden, die zu starken Rückgängen bei fast allen Wildbeständen führte. Gleichzeitig wurde der Wolf zu dieser Zeit intensiv bejagt. Nach ihrer Ausrottung sind Wölfe in der Schweiz erstmals wieder 1996 aus dem italienischen Alpenraum eingewandert. 2012 entstand das erste Rudel im Calandagebiet im Kanton Graubünden. Mittlerweile ist der Wolf in fast allen Gebieten der Schweiz anzutreffen. Die Organisation KORA, Raubtierökologie und Wildtiermanagement, geht davon aus, dass heute in der Schweiz gut 150 Tiere leben. Die Anzahl dürfte in den kommenden Jahren steigen. Man kann aber damit rechnen, dass irgendwann das Potenzial erreicht ist. KORA sieht die Grenze bei ca. 100 bis 150 Rudel.


Bild: Wildtierbiologin Kristina Vogt zu Gast bei der Schwyzer Jägerschaft

Wolfsrisse dürften im Kanton Schwyz zunehmen

Im Kanton Schwyz wurde der erste Wolf im Jahr 2009 nachgewiesen. Seit 2013 kommt es immer wieder zu Sichtungen. Dies vor allem im Raum Einsiedeln/Ybrig. Alle diese Tiere dürften aus der Region Calanda im Kanton Graubünden eingewandert sein. Kristina Vogt rechnet im Kanton Schwyz in den nächsten Jahren mit einer starken Zunahme: «Der Lebensraum im Kanton Schwyz ist für den Wolf vielerorts ideal». Trotz dieser bereits jetzt schon festgestellten Verbreitung kam es im Jahr 2020 erstaunlicherweise lediglich zu zwei Wolfsrissen bei Nutztieren. Anders im Rest der Schweiz, wo in diesem Jahr 815 Wolfsrisse an Nutztieren gemeldet und entschädigt wurden. Das Problem der Wolfsrisse bei Nutztieren dürfte aber in den nächsten Jahren auch im Kanton Schwyz zunehmen. Mit dem Einsatz von geeigneten Herdehunden könnten die Schäden laut verschiedenen Studien um bis zu 75 Prozent vermindert werden. KORA weist auch darauf hin, dass Grossteile der Sommernutzungsgebiete gar nicht betroffen sind. Eine genaue Auswertung der einzelnen Fälle zeigt, dass es vor allem im zerklüfteten Gelände zu Fällen kommt. Dort wo der Wolf gute Deckungsmöglichkeiten hat und vor allem Schafe weiden.



Wolf und die Jagd

Mit dem Bundesgesetz über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel soll die Biodiversität in der Schweiz erhalten und gefördert werden. Aus Sicht von Kristina Vogt leistet der Wolf einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Denn der Wolf sorgt für eine gesunde Selektion bei den Beständen. Dies, weil in der Regel nur schwache Tiere angegriffen werden. Auch geht Vogt von einem Ausgleich der Wolfs- und Wildbestände aus. Abschüsse von Einzeltieren haben eine Wirksamkeit auf die Bestände, bei Rudeln hingegen kaum. Denn Verluste werden innerhalb des Rudels rasch wieder ausgeglichen. Ein erwachsener Wolf benötigt täglich etwa 3 - 4 kg Fleisch. Hochgerechnet auf ein Jahr entspricht dies ungefähr 60 Rehen oder 16 Rothirschen. Es ist unbestritten, dass bei Anwesenheit eines Wolfes in einem Gebiet die Jagdstrecken zurückgehen, was auch immer wieder für Unzufriedenheit bei der Jägerschaft sorgt. Es ist aber auch zu erwähnen, dass Wölfe in der Regel eher ältere Tiere angreifen und so keine unmittelbare Konkurrenz besteht. Jäger suchen sich junge und gesunde Tiere aus.


Augustin Mettler

Seewen, 15. April 2022


Die Präsentation des Vortrags von Kristina Vogt kann hier heruntergeladen werden:


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